„Das ist das Spiel der zwei weltbesten Kegelmannschaften gegeneinander, da werden wir schon einiges erleben.“ Die Partie erfüllte vollends die zur Eröffnung geäußerten Erwartungen des
Zerbster Mannschaftsbetreuers Martin Herold an das Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League der Classic-Kegler.
Der SKV Rot Weiß bezwang letztlich die Italiener aus Neumarkt mit 5:3 (4035:3973) nach einem teils hochklassigen und lange spannenden Spiel.
Alles war perfekt angerichtet. Die Sitzplätze im „Stadtwerke Kegelsportcenter“ am Zerbster Schützenplatz waren lange ausverkauft und auch die Stehplatz-Reihen hinter den Stühlen waren
sehr gut gefüllt. Die Fans waren teils von sehr weit angereist, um das Spiel der Spiele im Classic-Kegelsport, Weltpokalsieger gegen Vize, deutscher gegen italienischer Meister, aus
unmittelbarer Nähe zu verfolgen.
Erster emotionaler Höhepunkt waren beide Nationalhymnen. Sportlich war ein Weiterkommen der Zerbster nach dem sensationell deutlichen 8:0-Hinspielsieg zu erwarten. Doch hatte SKV-Teamchef
Timo Hoffmann einen harten Kampf, um den Sieg „in solch einem Spiel“ angekündigt. Und so kam es dann auch. Die Gäste hatten erwartungsgemäß in den beiden Startpaaren ihre größte Qualität
aufgestellt, um eine frühzeitige Entscheidung mit dem einen notwendigen Mannschaftspunkt für Zerbst zu verhindern. „Das hatten wir genau so erwartet, weil die Neumarkter ja ihre
theoretische Chance auf ein Weiterkommen ja nur so wahren konnten“, meinte Timo Hoffmann.
Vilmos Zavarko startete gegen Florian Fritzmann, der den Weltmeister in Neumarkt noch etwas überraschend besiegt hatte, grandios. Er verpasste auf seinen zwei Startbahnen jeweils nur
knapp die 200er Marke und war klar auf Kurs Punktgewinn und sogar Bahnrekord. Fritzmann (660) hielt zwar gut dagegen, holte sich mit starken 173 Kegeln auch noch den letzten Satz, hatte
gegen die überragenden 725 Kegel des Serben aber keine Chance.
Im Parallel-Duell fighteten Manuel Weiß und der frischgebackene Vize-Weltpokalsieger Erik Kuna absolut auf Augenhöhe und wechselten sich mit den Satzgewinnen regelmäßig ab. Als Kuna (681)
kurz vor Schluss etwas schwächelte, schlug Weiß (696) zu, zwang den Slowaken zu riskanten Räumerwürfen und holte so bei Satzgleichstand den zum Einzug ins Finalturnier notwendigen
Mannschaftspunkt. Der Jubel und die Erleichterung waren entsprechend groß.
Nun ging es „nur“ noch um den Sieg im Einzelspiel und gute Ergebnisse. Die vielen Zuschauer und lautstarken Fans forderten von den Spielern trotz der Vorentscheidung vollen Einsatz.
Der wurde auch im Mittelpaar geboten. Robert Ernjesi spielte zwar nur zwei Top-Bahnen, gewann aber trotzdem gegen Armin Egger mit 3:1 (649:633). Daneben trumpfte Tamas Kiss gegen den sehr
guten Christian Wilke (697) auf und ließ dem Bronzemedaillen-Gewinner vom Weltpokal in der vergangenen Woche beim 4:0 mit 725 Kegeln keine Chance. Martin Herold flachste nach
Spielschluss: „Fast dachte ich, Christian will uns beweisen, dass man mit über 700 Kegeln trotzdem das Duell mit 0:4 verlieren kann“.
So stand es nach Duellsiegen zwar 2:2, doch die Gastgeber lagen mit über 60 Kegeln im Hintertreffen. Das wollte sich das Zerbster Schlusspaar aber nicht gefallen lassen. Igor Kovacic
spielte auf für ihn mäßigem Niveau, verpasste vor allem im Abräumen die hohen Ergebnisse und musste sich unerwartet Florian Thaler (2:2, 641:628) geschlagen geben. Aber SKV-Kapitän Timo
Hoffmann ließ sich nicht lumpen und spielte gegen den übernervösen Georg Righi (568) kons-tant auf und setzte mit einer 200er Bahn das nächste Highlight des Spiels. Er gewann überlegen
und zog mit seinen tollen 705 Kegeln auch die Gesamtkegel noch auf die Zerbster Seite. Damit stand der erhoffte 5:3-Sieg, wieder mit einem Ergebnis weit jenseits der 4000er Marke, fest
und der SKV und seine lautstarken Fans bejubelten den Einzug ins Final Four.
Timo Hoffmann resümierte: „Dass die Top-Leute von Neumarkt diese Zahlen spielen, war schon erwartbar. Zwar war das Weiterkommen zeitig entschieden, aber wir wollten mit einem guten
Gesamtergebnis natürlich auch das Spiel gewinnen. Das haben wir auch, obwohl uns an der einen oder anderen Stelle die Geschlossenheit gefehlt hat. Jetzt sind wir im Finalturnier, aber
wenn wir den Titel in Graz gewinnen wollen, müssen wir deutlich ausgeglichener spielen.“
Anfang April treffen die Rot-Weißen dann in Graz (AUT) auf Zadar (CRO) sowie etwas überraschend auf Split (CRO) und Orth (AUT), die sich jeweils in überzeugender Manier gegen Zalaegerszeg
und Szeged (beide HUN) durchsetzten.
Die Fans und Zuschauer jedenfalls hatten ihr Kommen sicher nicht bereut und besangen noch lautstark „die Nummer eins der Welt“. Das Spiel der zwei weltbesten Kegelmannschaften
gegeneinander bot einiges und hielt am Ende, was die Spannung und auch die keglerische Klasse angeht, absolut, was es versprochen hatte.
Weitere Ergebnisse
Zengo Alfold Szegedi TE (HUN) – KSK Orth (AUT)4:4 (3668:3612)
Zalaegerszegi TK (HUN) – KK Mertojak (CRO) 5:3 (3690:3661)
SKK Trstena Starek (SVK) – KK Zadar (CRO) 1:7 (3651:3808)
Kommentar schreiben