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Ausgeglichenheit zahlt sich aus

Eine große Hürde auf dem Weg zur Champions League-Krone ist übersprungen. Die Zerbster Kegler vom SKV Rot Weiß setzten sich auch im Rückspiel des Achtelfinales der Champions League im oberbayrischen Hallbergmoos souverän mit 6:2 Mannschaftspunkten (MP) bei 3789:3718 Kegeln durch. Damit haben sie das Viertelfinale erreicht und einen starken Konkurrenten aus dem eigenen Land eliminiert.
Nach dem doch recht knappen 5:3-Sieg im Hinspiel in Zerbst wussten die Rot-Weißen schon, was in der Fremde auf sie zukommen würde. Und auch der Gegner hatte die Hoffnung, die favorisierten Zerbster gehörig unter Druck zu setzen. So erinnerte der Teammanager der Oberbayern, Sepp Niedermaier, im Vorfeld an das letzte Bundesligaspiel im heimischen Sportforum: „Im Oktober 2021 haben wir mit 3:5 und 10:14 Sätzen und einer Differenz von 38 Holz verloren. Jetzt sind wir stärker aufgestellt als damals. Wieso sollten wir nicht die Sensation schaffen? Die Hoffnung stirbt zuletzt.“
Mit entsprechend großem Respekt gingen beide Teams in die Partie über sechs Bahnen, wobei die SKV-Recken den taktischen Vorteil des Gegensetzens gegen die Aufstellung der Gastgeber nutzen konnten. „Das hilft vielen Mannschaften nicht wirklich, aber wir konnten schon schauen, wer kann vorn Druck machen, wer kommt mit so einem Sechs-Bahnen-Spiel besser zurecht, wer hat am Ende die besseren Nerven… Das geht bei einem so ausgeglichenen Kader natürlich sehr gut“, meinte der Zerbster Teamchef Timo Hoffmann zu seinen Überlegungen zur Aufstellung.
Und die Idee des Zerbster Kapitäns schien aufzugehen. Zwar musste sich der überzeugende Marcus Gerdau (626) dem überragend aufspielenden Tagesbesten Mario Nüsslein (684) in den ersten drei Sätzen jeweils ganz knapp geschlagen geben und verlor in Satz vier auch bei den Kegeln den Anschluss (insgesamt minus 58). Doch gleichzeitig stellte Manuel Weiß (634) den Hallbergmooser Youngster Lukas Funk (598) von Beginn an ins Abseits und holte neben drei wichtigen Satzpunkten (SP) und dem Duellsieg auch viele Kegel zurück. Als dann auch Christian Wilke (645) mit dem besten Zerbster Resultat Patrick Krieger (631) bei Satzgleichstand in einem Duell auf Augenhöhe in die Schranken wies, lagen die Rot-Weißen zwar nach Kegeln mit minus acht hinten, aber nach MP führten sie und es waren auch schon fünf SP eingefahren.
„Wir haben das sehr, sehr gut gelöst, in den richtigen Momenten stark agiert und oft gleich zu Satzbeginn Druck aufgebaut“, war auch Hoffmann mit der Art und Weise des Spiels seiner Mannen zufrieden.
Das funktionierte auch im zweiten Durchgang. Florian Fritzmann (631) gegen Tobias Kramer (576) und Timo Hoffmann (633) gegen Bogdan Tudorie (622) legten gleich zu Beginn ihrer Duelle die notwendigen Kegel zwischen sich und ihre Gegenspieler, so dass die Partie schon hier praktisch vorentschieden war. Beide brachten ihre MP souverän nach Hause, gewannen jeweils 3:1 und sicherten den notwendigen, jetzt schon großen Kegelvorsprung der Gäste ab.
Auch Igor Kovacic (620) reihte sich gegen Damir Cekovic (607) in das absolut ausgeglichene Teamergebnis der Zerbster ein, musste sich jedoch nach MP 1:3 geschlagen geben.
Dieser abschließende Punkt war aber nur noch Ergebniskosmetik, denn längst konnten die Rot-Weißen über den Sieg und den damit verbundenen sicheren Einzug ins Viertelfinale der Champions League jubeln.
Sehr zufrieden identifizierte der Zerbster Kapitän schnell die Ursache für den Erfolg: „Genau, wie wir immer sagen, bei uns kann von Nummer eins bis Nummer neun spielen, wer will. Da macht sich unser starker, breiter Kader deutlich bemerkbar. Wir haben unsere internationale Stärke, nach dem überragenden Weltpokalsieg, erneut unter Beweis gestellt.“
So fair und respektvoll, wie die Gegner miteinander vor den Partien umgegangen sind, war auch der Abschluss der Begegnung. So wie Cekovic als Kapitän der Gastgeber den Zerbstern gratulierte, rief auch Manager Niedermaier, der leider beim ersten Champions League-Heimspiel in der Geschichte des VfB Hallbergmoos aus dienstlichen Gründen nicht dabei sein konnte, abends bei Timo Hoffmann an, gratulierte sehr fair und sprach anerkennend von einem „absolut verdienten Erfolg“.
Mit Blick auf die nächste Champions League-Runde erwartet Timo Hoffmann erneut einen „mit Sicherheit schweren Gegner“. „Es waren, bis auf das Ausscheiden von Raindorf gegen Zalaegerszeg nach dem Hinspielergebnis, die erwarteten Resultate. Da sind nur noch Top-Teams im Lostopf und es steht sicher eine weite Fahrt auf dem Plan. Aber wir nehmen es, wie es kommt. Wenn man ins Final Four will, muss man eh jeden schlagen. Wir sind gespannt, wer es nach der Auslosung nächste Woche im kommenden Jahr dann wird.“
Und dann muss die nächste, vielleicht noch höhere Hürde auf dem Weg zur Krone im Kegelsport übersprungen werden.

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